Text von Kristina Tesch, Evangelische Zeitung Nr. 15, 07. April 2024
Viele Kirchengemeinden machen gerade Frühjahrsputz. Mit Lappen, Bürsten und Besen geht es in vielen Kirchengemeinden und Haushalten dieser Tage dem Schmutz an den Kragen. Der Frühjahrsputz hat auch einen theologischen Hintergrund.
Hamburg/Schwerin/Schwarzenbek Im Michel ist er schon erledigt: der Frühjahrsputz. 24 Haupt- und Ehrenamtliche haben zu Lappen, Besen und Bürste gegriffen. Die 67 Kirchenbänke in der Hauptkirche wurden mit vollem Eimereinsatz von Michel-Hauptgeschäftsführer Matthias Farr gewienert. In der Sakristei hat Hauptpastor Alexander Röder bei den silbernen Kelchen und Leuchtern Hand angelegt, damit sie wieder glänzen. Treppen sind gefegt, die Hochemporen gereinigt, die Kanzel ist entstaubt und auch das Taufbecken ist wieder blitzeblank. Das Putzen ist hier kein notwendiges Übel, sondern eine richtig freudige Angelegenheit gewesen, und gemeinsam gebetet und gegessen wurde auch. Der Frühjahrsputz hat eine lange Tradition in Kirchen. Verbunden ist er mit dem Weißen Sonntag, also dem Sonntag nach Ostern. An diesem Tag sind in den frühen Zeiten des Christentums die in der Osternacht Getauften traditionell in weißen Gewändern in den Gottesdienst eingezogen. Damit die sauber blieben, wurde vorher der ganze Schmutz des Winters aus den Kirchen geputzt. Heute ist der Frühjahrsputz nicht nur in Kirchengemeinden wie Quickborn-Hasloh oder St. Jakobi Itzehoe fester Bestandteil des Frühjahrs. Werbung für neue Putzmittel oder die besten Tipps für das Großreinemachen finden sich in allen Medien. Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern sagt: „Um die Wohnung sauber und hygienisch zu halten, brauchen Sie keine Spezial- oder Desinfektionsmittel.“ Die Fachleute warnen sogar, dass aggressive Reiniger Umwelt und Gesundheit schaden können.
Auch Orgeln brauchen einen Frühjahrsputz
Vier einfache Mittel reichen laut Verbraucherzentrale MV aus: „Neutraler Allzweckreiniger für Böden, Fenster und Oberflächen. Scheuerpulver für hartnäckigen Schmutz und Verkrustungen. Essigreiniger oder Zitronensäure für Kalk und Urinstein, sowie Handspülmittel für Geschirr.“ Und noch ein Tipp kommt von den Experten, es kommt nämlich auf das richtige Putzwerkzeug an. „Dann brauchen sie oft weniger Putzmittel als auf der Verpackung empfohlen.“ Ein Hinweis noch für das Fensterputzen, da rät die Verbraucherzentrale MV zu Wasser, Abzieher und Mikrofasertuch. „Putzmittel im Wasser führen häufig zu Streifen und Schlieren auf der Glasscheibe.“
Für alle, die beim Frühjahrsputz auch ihre Papiere einbeziehen, hat die Aufräumexpertin Kerstin Meyer einen Tipp: „Fang einfach an!“ Ordnung und Aufbewahrung seien sehr individuell, „der eine hat alles papierhaft, andere bewahren Unterlagen digital auf“, sagt Meyer. Da müsse jeder seinen Weg finden. Die Expertin selbst sortiert Unterlagen nach Themen. „Mein Steuerordner zum Beispiel enthält mehrere Jahre.“ Sie rät, erst mal alle Papiere an einen Ort, dann Zettel für Zettel durchsehen, nach Themen sortieren und abheften. Wer auch gleich auf digital umstellen möchte, kann Firmen oder Geschäftspartner anschreiben. „Ich lasse mir inzwischen viele Rechnungen per Mail zusenden und drucke sie nicht mehr aus.
Zum Schluss zurück in die Kirche, denn auch eine Orgel braucht eine Art Frühjahrsputz, erklärt Organist Tjark Pinne von der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai. Die regelmäßige Wartung könne zu jeder Jahreszeit gemacht werden, „aber was im Frühling passiert, ist eine Stimmung durch die Organistinnen und Organisten, weil sich die Temperaturen ändern.“ Pro Grad Celsius verändere sich die Tonhöhe um 0,8 Hertz, erklärt Pinne. „Die sogenannten Zungenstimmen, die klingen wie Trompeten und Posaunen, verstimmen sich.“ In St. Nikolai sei er mehrere Stunden dabei. Dank der modernen Orgel brauche er auch keinen Assistenten, der unten die Taste drückt. „Ich habe eine Fernbedienung und kann aus der Entfernung einfach den Knopf für den nächsten Ton drücken.“ Damit die Orgel bei den vielen Frühlingskonzerten gut klingt.