Hier gibt´s Tipps
Text und Foto von Marc Nasser, Hamburger Abendblatt (online), 6. Januar 2024
Um mit guten Vorsätzen nicht schnell zu brechen, sei es wichtig, sich an Strukturen zu halten – sagen die Aufräumexpertinnen.
Schwarzenbek. Für das abschließende Foto dekoriert Conni Köpp noch schnell das Wohnzimmer ihrer Kollegin Kerstin Meyer um. Auf dem Fußhocker wird ein Lammfell drapiert, eine Kerze findet einen neuen Platz. „Wenn ich in ein Zimmer hereinkomme, habe ich direkt Hunderte Ideen“, sagt Köpp, die in Hamburg-Rotherbaum lebt. Dabei hätte das Wohnzimmer von Kerstin Meyer gar keine Frischzellenkur nötig. Beide Frauen verbindet, dass sie Wohncoaches sind. Köpp und Meyer beraten Menschen nicht nur, wie sie Ordnung in die eigenen vier Wände bringen, sondern wie der Wohnraum zu einem Zuhause wird.
Jetzt, kurz nach dem Jahreswechsel, haben die beiden Wohncoaches besonders viel zu tun. „Das ist für viele ein Ansporn, Ordnung in das Zuhause zu bringen“, sagt Meyer. Wo andere mehr Sport machen oder mit Rauchen aufhören wollen, ist für einige ein lebenswerteres Zuhause wichtig.
Die Schwarzenbekerin erklärt, dass dabei feste Strukturen helfen können. „Natürlich kann man niemandem ein Schema aufstülpen. Das muss immer individuell zum Menschen passen.“
Wie bringe ich Ordnung ins Zuhause? Hier gibt’s Tipps von den Aufräumexpertinnen
Welche Art des Wohnens für Menschen geeignet ist, prüft Meyer bei einem persönlichen Besuch bei ihren Kunden. „Für viele Menschen ist das ein großer Schritt, da man jemanden Fremdes in seine Privatsphäre lässt. Wir sehen dann Sachen, die nicht einmal Freunde sehen“, sagt sie.
Dabei, so berichtet es Conni Köpp, seien ihre Kunden ganz unterschiedlich.
„Ich berate Unternehmer und auch Punks“, sagt die „Wohnkosmetikerin“.
Sind die Kunden auch noch so unterschiedlich, gilt für alle eine goldene Regel: Minimalismus schafft Ordnung. „Die Menschen sollen überlegen, welche Dinge sie in ihrem Zuhause wirklich brauchen“, sagt sie. Das seien deutlich weniger, als viele annehmen.
Wohnungen werden durch unendliche Konsumwut zugemüllt
Häufig lasse sie Kunden drei Gegenstände auswählen, die sie zwingend brauchen. „Man darf nicht überlegen, was man nicht braucht.“ Das sei der falsche Weg. „Es geht dann wirklich um die Dinge, die unverzichtbar sind“, sagt sie und schickt gleich eine Beruhigung hinterher: Auch Gegenstände, die nicht in den Top 3 landen, müssen anschließend nicht weggeschmissen werden. Vielmehr gehe es darum, ein Gefühl zu entwickeln.
So empfiehlt Köpp ihren Kunden, eine riesige Kiste zu nehmen und dort alle Gegenstände aus einem Raum reinzuschmeißen. Beim Auspacken könne man wunderbar überlegen, welche Sachen man wirklich braucht. Häufig sei es nämlich unendliche Konsumwut, durch die Wohnungen zugemüllt werden. Eine Gedankenstütze beim Aussortieren sei, zu überlegen, ob man zu dem Gegenstand eine persönliche Verbindung oder eine Erinnerung hat.
Papierkram und Lebensmittel als einfacher Anfang
Aber auch ganz pragmatische Mittel würden helfen, Ordnung ins Heim zu bringen. „Man kann zum Beispiel sehr gut alle Papiere ordnen“, sagt Kerstin Meyer. Das sei ein großer Schritt. Aber auch das Entsorgen von abgelaufenen Lebensmitteln und alten Haushaltsmitteln und Kosmetik schaffe neuen Platz. „Manche Kunden geben mir auch einfach ihren Wohnungsschlüssel und lassen mich dann machen“, berichtet sie.
Dann aber gebe sie den Menschen Hausaufgaben mit auf den Weg, damit die Hilfestellung nachhaltig wirkt.
Eine unordentliche Wohnung, in der man sich nicht gerne aufhält, sei keine Nichtigkeit, sagt Conni Köpp. „Chaos kann Menschen isolieren. Irgendwann möchte man niemanden mehr zu sich nach Hause einladen und kann sich nur noch draußen treffen.“ Dabei verstehe sie nicht, dass manche Menschen ihr Zuhause vernachlässigen. „Wenn man krank ist, geht man schließlich auch zum Arzt.“
Es sei hilfreich, Unordnung direkt zu beheben. „Denn Chaos zieht neues Chaos an.“ Dabei seien manchmal auch drastischere Schritte notwendig. „Wenn man sich einen schönen Schrank kauft, hat man gleich viel mehr Spaß, dort Sachen reinzuhängen“, findet Köpp. Am schlimmsten seien nämlich unordentliche und ungemütliche Schlafzimmer.
Hilft alles nichts, müssen Räume manchmal auch komplett neu geordnet werden. In ihrem eigenen Zuhause macht Köpp, wie sie selbst sagt, das ständig. Wichtig sei den beiden Coaches dabei jedoch, ihre Kunden nicht alleine zu lassen. Wenn ein Wohnkonzept nicht passt, werde es noch mal geändert.
Auch wenn Kerstin Meyer von sich selbst sagt, dass sie ordentlich und strukturiert ist, rückt sie nicht vor jedem Besuch ihre Wohnung zurecht. „Man muss sich immer bewusst machen, dass Freunde wegen einem selbst und nicht wegen der Wohnung kommen“, meint sie.